AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. -

 

Beurteilungen der Preise und Ankäufe

 

 

2. Preis: Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt mit Ingenieurgesellschaft BGS, Frankfurt (Entwurf 1007)

Dem Verfasser gelingt es auf einfache und eindrückliche Weise ein nachhaltiges und glaubwürdiges Bild der Alten Brücke im Stadtbild zu verankern. Die Brücke ist von hoher Aufenthaltsqualität durch die bastionsartigen Erweiterungen. Die 3,50 m breiten Rad- und Fußwege und die qualitätsvolle Anbindung an die nördlichen und südlichen Stadtquartiere lassen eine hohe Akzeptanz erwarten. Es kommt zu einer punktuellen Einschränkung der Fuß und Radwege durch die Lichtmasten.

Das Gesamterscheinungsbild wird geprägt durch den Beibehalt der flachen Silhouette und einer ge-schickten Akzentuierung der Schifffahrtsöffnung. Die eingefügten Stahlrahmen formulieren einerseits eine Schnittstelle zwischen alt und neu, andererseits erzeugen sie mit der "Masse" über den Pfeilern und der hier möglichen Schlankheit über der Hauptöffnung einen harmonischen Gesamteindruck. Dies wird gestützt durch torartig aufgestellte Beleuchtungsmasten und einer akzentuierten Schmuckbeleuchtung zwischen den Stahlrahmen. Die Darstellung im Detail bleibt schemenhaft. Hier ist ein qualitätsvoller Gehwegbelag, Geländer und Kappenausbildung einzufordern und die Durchgängigkeit in der Gestaltung über steinerner und stählerner Brücke in einem qualifiziertem Schnitt und Ansicht nachzuweisen.

Die Behandlung der Maininsel entspricht den Erwartungen des Auslobers. Das ruhige und bastionsartige Ergänzungsbauwerk lässt eine dauerhafte Nutzung und qualitätsvolle architektonische Ausformulierung erwarten.

Der Aufstellungsort für eine Skulptur (Option Karl der Große") ist richtig gewählt und wird als Bereicherung des Brückenentwurfs angesehen. Wünschenswert wäre die gastronomische Nutzung des nördlichen Brückenpfeilers und der Gewölbe zur Belebung des Mainufers. Die Ausbildung des Tischerplatzes" ist gelungen. Auf der Sachsenhäuser Seite wird die verbesserte fußläufige Anbindung positiv beurteilt. Die vorgeschlagene arrondierende Bebauung sollte entfallen.

Der Verfasser löst geschickt die Überbrückung der großen Spannweite der Schifffahrtsöffnung durch die Wahl eines 5-stegigen Zweigelenkrahmens aus Stahl. Auf diese Weise lässt sich in Brückenmitte eine geringe Konstruktionshöhe erreichen, die den Bogeneffekt der Alten Brücke andeutet. Im übrigen Bereich der Alten Brücke werden für die Fahrbahnplatte Fertigteilkassetten vorgesehen. Die Lager liegen ca. 2,00 m im Bereich des 100-jährigen Hochwassers. Dafür ist eine verbesserte Lösung vorzusehen. Die Herstellkosten liegen im vorgegebenen Bereich. Der Unterhaltungsaufwand ist wegen der offenen Lösung etwas höher.

 


 

 

2. Preis: Prof. Christoph Mäckler, Frankfurt mit Bollinger & Grohmann, Frankfurt (Entwurf 1014)

Der Entwurf stellt einen qualitätsvollen Dialog zwischen "steinerner Vorlandbrücke" und ingenieurhafter Stahlkonstruktion her. Dabei verschmelzen alte und neue Sandsteinverkleidungen zu Kopfelementen seitlich der Schifffahrtsöffnung und bilden einen akzentuierten architektonischen Abschluß mit zusätzlich aufgesetzten Glaskörpern.

Zusammen mit der dazwischen eingesetzten und konstruktiv durchgearbeiteten Stahlkonstruktion wird jedoch ein typologisches Bild veränderlicher Hafenbrücken angesprochen und eine neue Sicht der Alten Brücke erzeugt.

Im Detail wird die Wiederherstellung der alten Sandsteinbrüstung anerkannt, ebenso das filigrane Anfügen der seitlichen Gehbereiche aus Stahl, welche den Modernisierungsschritt ablesbar im Stadtbild verankern. Unmotiviert ist die Dopplung der Geländer und der Spalt zwischen neuer und alter Brüstung. Dies wird jedoch als lösbar angesehen. Der Brückenturm auf der Maininsel ist geschickt auf der Ostseite platziert und entspricht als histori-sierendes Zitat der Gesamthaltung des Verfassers. Die Maininsel wird nicht angetastet. Die gestalterische Aussage zu den Brückenköpfen sind sparsam. Der Fischerplatz ist mit Bäumen unangemessen "möbliert". Aussagen zur Nachnutzung der Gewölbe am nördlichen Brückenufer fehlen.

In der Hauptöffnung ist ein zweizelliger parallelogrammartiger Stahlhohlkasten mit orthotroper Fahrbahnplatte vorgesehen. Die weit auskragende Fahrbahnplatte wird in Querrichtung durch fachwerkartige Druckstreben unterstützt. Die Fahrbahnbreite ist wegen der aufgesetzten Brückentore breiter als vorgegeben. Im übrigen Brückenbereich besteht die Fahrbahntafel aus Stahlbeton. Die Gehwege sind beidseitig außerhalb an die Brüstung angehängt. Die konstruktive Einbindung ist nicht erkennbar. Es entstehen geringfügige Mehrkosten durch die größere Brückenbreite und dem angehängten Gehweg. Der Wartungsaufwand in den offenen Stahlteilen (Steg, Konsolen) ist aufwendiger.

 


 

 

3. Preis: Tatjana Vautz, Stuttgart mit Prof. Friedrich Mang, Karlsruhe (Entwurf 1004)

Der Entwurf schlägt eine minimale und reduzierte, aber gut nutzbare Lösung vor. Die Alte Brücke wird als "Stadtboulevard" verstanden, der die beiden unterschiedlichen Stadtteile - Innenstadt und Sachsenhausen - verbindet.

Die historischen Brückenbögen bleiben in ihrem Erscheinungsbild erhalten. Das Brückenmittelteil wird als Stahlkonstruktion - Kastenträger - vorgeschlagen. In diesem Zusammenhang der Grundsanierung ist im weiteren Verlauf sinnfällig und konsequent die Fahrbahnplatte mit den auskragenden Geh- und Fahrradwegen als Stahlkonstruktion über den gesamten Brückenbereich gespannt. Damit erhält diese Lösung eine optisch dezente Trennung zwischen historischer Bausubstanz und neuer moderner Stahlkonstruktion.

Die 5 Fahrbahnen sind zum Rad-/Gehwegbereich durch zwei Reihen schimmernder Leuchtröhren gut, auch aus Sicherheitsgründen, getrennt. Die Anzahl der Beleuchtung erscheint zu viel (Stangenwald). Der Entwurf behält die Fischerinsel von jeglicher Bebauung frei und erhält somit den gesamten Baumbestand als städtischen "Dschungel".

Insgesamt bietet der Entwurf mit seinem minimalistischen Konzept eine gute und realisierbare Lösung an.

Der Verfasser wählt für die Schifffahrtsöffnung eine klassische, solide Stahlkastenlösung mit 7 Stegen und orthotroper Fahrbahnplatte, die sich auf geringerer Konstruktionshöhe im weiteren auch über den alten Bogenbrückenbereich erstreckt. Die Konstruktionshöhe ist zu weich und sollte vergrößert werden, was sich auch positiv auf die Zugänglichkeit für Wartung und Unterhalt auswirkt. Die Lagerauswechselung im Sogenbereich erscheint nicht möglich. Die Gasleitung darf nicht im Hohlkasten liegen. Die Herstellungskosten und der Wartungsaufwand liegen wegen der durchgehenden Stahlkonstruktion an der oberen Grenze der vorgegebenen Kosten

 


 

 

4. Preis: Onderka Hoffmann + Röder, Frankfurt (Entwurf 1019)

Die Verfasser nehmen die massiven mittelalterlichen Brücken in Würzburg und Prag als Vorbild für die Neugestaltung der Alten Brücke. Es wird versucht bereits vorhandene Gestaltungsmerkmale (Sandstein) aufzunehmen und zu verstärken bzw. in der Formsprache fortzusetzen. Dies trifft insbesondere für die Brückenbrüstung und die Pfeilervorlagen zu. Durch das Höherziehen der Pfeilervorlagen bis auf Geh-wegbereich wird das Erscheinungsbild der Alten Brücke durch noch mehr Massivität empfindlich verändert.

Die auszutauschende Mittelkonstruktion wird durch eine Stahlverbundkonstruktion ersetzt. Die Ansichtsseiten der Stahlkonstruktion werden durch vorgehängte Sandsteinplatten verkleidet. Hier entsteht ein falscher Eindruck einer Steinbrücke, die so konstruktiv mit dieser Spannweite (70,00 m) nicht tragfähig erscheint.

Der Fugenschnitt ist nicht stimmig, es sei denn, der Verfasser versucht absichtlich gestalterisch eine "Tapete" aufzukleben.

Eine Inselbebauung im Charakter übergroßer Brückenpfeiler wird beidseitig der Brücke vorgeschlagen. Im Zusammenhang mit den Pfeilerplattformen und des "Inselpfeilers" ergeben sich angenehme Aufenthaltsbereiche im Gehwegbereich. Es kann hier flaniert werden.

Die angebotenen Glaspavillione auf dem "Inselpfeiler" erscheinen architektonisch aufgesetzt. Sie ducken sich hinter dem hohen Baumbewuchs der Insel. Eine Blickbeziehung zum Dom oder zur Hoch-haussilhouette wird nicht bestehen. Die Beleuchtung erscheint etwas zu "operettenhaft". Insgesamt stellt dieser Vorschlag im Rahmen der "historisierenden" Entwürfe einen städtebaulichen qualitätsvollen Beitrag dar.

Es handelt sich bei der Konstruktion um eine klassische 6-stegige Stahlverbundkonstruktion mit Betonplatte. Die Stahlbetonplatte setzt sich im übrigen Brückenbereich fort. Die gewählte Konstruktionshöhe erscheint zu gering und müsste überprüft werden. Die Stahlkonstruktion der Schifffahrtsöffnung wird durch eine Natursteinverkleidung abgedeckt. Größere baulicher Veränderungen mit Natursteinverkleidung sind im Bereich der Pfeilervorlagen vorge-sehen, ebenso die massive Erweiterung im Bereich der Maininsel. Dies verursacht Mehrkosten, die den vorgegeben Kostenrahmen voraussichtlich überschreiten.

 


 

 

5. Preis: Felix Schürmann Architekten, München mit Mayr + Ludescher, München (Entwurf 1025)

Dieses Projekt nimmt in vielfältiger Weise die unterschiedlichsten Parameter des Vorgefundenen, des Gegenwärtigen auf und transponiert diese zur angemessenen Präsenz einer neuen Brücke. Der flache Bogen ist hier die mehrfach geschichtete Botschaft und steht für

1.) die konstruktive Notwendigkeit,

2.) die Sichtbarmachung einer Veränderung des Status quo

3.) das integrative Moment der verbindenden, umspannenden Bogensilhouette vor der Skyline der Stadt Frankfurt.

Die nur auf den ersten Blick zurückhaltende Lösung lässt in ihrer gelassenen Präsenz vor allem auch der alten Bausubstanz genügend Wirkungspotential und nimmt in ihrer strukturellen Dynamik darüber hinaus ein Zwiegespräch zwischen Alt - Neu, Oben - Unten, Links - Rechts, Steinbogen - Stahlbogen auf. Die konditionierte Abstufung der Interventionen bis in die Details des Brückenmobiliars schafft auch an der (Verkehrs-) Oberfläche selbstverständliche Zäsuren, um das reibungslose Nebeneinander unter-schiedlicher Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. (Radwegbreiten je 2,10 m)

Die Beleuchtung ist den Anforderungen gemäß in unterschiedlicher Weise konzipiert. Autoverkehr: Hochmast und Bogenreflektor Rad- und Fußweg-. in Geländer und Sitzbänke integriert. Ebenso wie das Brückenprojekt sind die flankierenden Maßnahmen wie Brückenhaus, Fischergewölbe, Pfeilerraum für Veranstaltungen in zurückhaltender aber auch nachhaltig wirksamer Weise integrativer Teil des Gesamtprojektes.

Die Frage ist allerdings, ob dieses Bogenmotiv an dieser Stelle zu rechtfertigen ist.

Der Entwurf überzeugt durch eine der Örtlichkeit angepasste, moderne, filigrane Stahlbogenkonstruktion in Verbundbauweise. Die Konstruktion wirkt gut detailliert und ist problemlos ausführbar. Die Stahlbetonplatte setzt sich über den weiteren Brückenbereich fort. Die Herstellkosten und der Unterhaltsaufwand liegen im mittleren Bereich der vorgegebenen Kosten.

 


 

 

Ankauf: Ortner & Ortner, Berlin mit König, Heunisch und Partner, Frankfurt (Entwurf 1013)

Im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten sieht diese Arbeit eine stärkere "Vitalisierung" des Verkehrsbauwerkes vor. Grundsätzlich dabei zu würdigen ist der Ansatz, den Resten der Alten Brücke nicht vor allem ein neues Tragwerk aufzusetzen, sondern räumlich gut gesetzte Baukörper, die den urbanen Aspekt durchaus mit vorstellbaren Nutzungen betonen sollen. Dies erfolgt vor allem durch die Installation zweier Balkone zum Fluß und durch zwei Brückenhäuser, die den Blick auf den Fluß in '.gerahmter" Form freigeben und damit als belebende "Fassung" des Verkehrsbauwerkes dienen. In dieselbe Kerbe schlägt die Auswahl des "goldfarbigen" Materials und des Beleuchtungskonzeptes, die den besonderen Charakter und die speziellen, eher festlichen Nutzungen der Gebäude darstellen sollten. Die Brücke wird durch die neuen Bebauungen quasi "gekrönt". Die Frage ist, ob die erhöhte bauliche Präsenz mit der Materialdominanz an dieser Stelle sinnvoll und der vorwiegend begrünten Maininsel angemessen ist.

Für die Tragkonstruktion wird eine klassische 8-stegige Stahlverbundkonstruktion mit ausreichender Konstruktionshöhe vorgesehen, die gut zugänglich ist. Für den übrigen Bereich ist eine Stahlbeton-konstruktion vorgesehen. Die Brückenbreite ist wegen der aufgesetzten Aussichtsarkaden wesentlich verbreitert. Die Option für eine Straßenbahn ist konstruktiv berücksichtigt. Die Brückenhäuser auf der Maininsel übernehmen das konstruktive Raster der Arkaden in Form einer üblichen Skelettbauweise. Die Herstellungskosten liegen wegen der größeren Nutzflächen im Brücken- und Gebäudebereich eher über dem vorgegebenen Kostenrahmen. Der Wartungsaufwand ist wegen der offenen Stahlkonstruktion größer.

 


 

 

Ankauf: Netzwerk-Architekten PartG, Darmstadt mit BPI-Consult, Wiesbaden (Entwurf 1025)

Der innovative Ansatz zeigt die Chancen, welche in einer Neuinterpretation der Alten Brücke liegen. Die "Durststrecke" beim Überwinden des sonst für Fußgänger "unwirtlichen" Brückenweges, wird in ein "Highlight" umgekehrt, welches durch eine Aufweitung und Veränderung der Gradiente nahezu natürlich entsteht. Wertvoll ist dieser Beitrag insbesondere auch deshalb, weil er Nutzungschancen jenseits der Maininsel aufzeigt und letzte als weitgehend unangetasteten Naturraum erhält.

In diesem Entwurf spiegelt sich das moderne Frankfurt wieder und stellt ein attraktives Angebot für eine entstehende Kulturmeile dar. Zweifel liegen in dem Empfinden eines emissionsbelasteten Weges und in der formalen Qualität architektonischer Details. Darüber hinaus entsteht für den Fahrverkehr eine unangenehme Gegenbewegung, welche jedoch heilbar wäre. Letztlich würde die angehobene Gradiente die Skyline-Sicht vom Sachsenhäuser Ufer geringfügig beeinträchtigen.

Der Verfasser wählt für die Hauptöffnung einen fischbauchförmigen Vierendeelträger, der sich bis in die benachbarten Bögen erstreckt. Als Material wird Beton und Stahl verwendet. Im Bogenbereich wird als Fahrbahnplatte eine Stahlbetonkonstruktion verwendet. Die abgetauchten, auskragenden Fußwege reichen bis über die benachbarten Bogenfelder und ergeben dort ungünstige Überschneidungen und Anbindungen.

Die Zugänglichkeit an die Hauptkonstruktion zu Wartungszwecken ist wegen der gastronomischen Nutzung erschwert. Durch die ungewöhnliche Tragkonstruktion werden die vorgesehenen Erstellungskosten voraussichtlich an der oberen Grenze sein.

 


 

 

Ankauf: Wolf-Fellner + Schlüter, Hannover und Dipl. Ing. Hartwig Sellmann, Hannover (Entwurf 1029)

Die städtebaulich einfache und zurückhaltende Arbeit besticht durch die sorgfältige Bearbeitung der Unterbauten und adäquate Nutzungsvorschläge. Im Gesamterscheinungsbild gelingt es dem Verfasser durch ein neues Gesimsband die Alte Brücke formal zusammenzubinden. Das neue Stahltragwerk vermittelt jedoch keinen Qualitätssprung für die anstehende Erneuerung.

Die Maininsel ist weitgehend unangetastet. Die hinzugefügten Bauten sind zweckmäßig. Sie könnten etwas städtebaulich wirksame Kraft erhalten.

Das Beleuchtungskonzept wirkt unentschieden. Dennoch handelt es sich um einen wertvollen Beitrag, insbesondere für mögliche Nachnutzungskonzepte der Gewölbe.

Bei der Konstruktion der Hauptöffnung handelt es sich um eine klassische 6-stegige Verbundkonstruktion. Die restliche Fahrbahnplatte der Brücke besteht aus Stahlbeton. Die geringe Konstruktionshöhe bedarf einer Überprüfung.

Die Wartungs- und Herstellungskosten liegen voraussichtlich im Kostenrahmen.

 

 

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