AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/96200188

 

Pressestimmen

 
 

 

Frankfuter Allgemeine vom 1.09.2001

Drei Scheiben Toast mit Butter

Allison Brown und Martin Schweinber zeigen"3 seconds" in der"AusstellungsHalle Schulstraße lA"

Die Musik weht durch den Raum wie eine ferne Erinnerung. Leicht blechern, wie von einem verstimmten Klavier, ein Karussell vielleicht, das sich schon lange nicht mehr dreht. Dann beginnt Allison Brown zu tanzen, erkundet zunächst zögernd, dann forscher den Raum. Elektronische KlAge füllen nun die im Dämmerlicht liegende ehemalige Waschhalle, Wellen, die sich an Klippen brechen, ein Nebelhorn tutet.

Die von Allison Brown, Tänzerin am Ballett Frankfurt, und Martin Schwember gemeinsam entwickelte Performance"3 seconds", die heute noch einmal in der"AusstellungsHalle Schulstraße IA" gezeigt wird, ist die jüngste Arbeit in der kleinen experimentellen Reihe mit Raumerfahrungen, die Beate Kemfert seit zwei Jahren in loser Folge in der Halle an der Frankfurter Schulstraße präsentiert. Drei Sekunden, berichtet Martin Schwember, betrage

nach dem Psychologen Ernst Pöppel die Zeitspanne, die wir als JetzÜ wahrnehmen, und diese Gegenwärtigkeit, der Moment zwischen Gewesenem und Zukunft, sei es auch, die im Zentrum der Arbeit stehe. Der Zuschauer ist unmittelbar Zeuge dieser Aneignung, nimmt die Veränderung des Raums und mit fortschreitender Dämmerung das Vergehen der Zeit wahr.

Mit Tanz, Klang, Video und einer Wandarbeit bespielen Allison Brown und Martin Schwember, der bei Heiner Blum an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert, tastend und unaufdringlich, Schritt für Schritt den Raum. Wie angehalten erscheint der Fluß der Zeit, wenn Brown und Amancio Gonzalez, auch er Tänzer bei William Forsythe, auf dem Rasen liegen, das Meer beobachtend in seinem nicht enden wollenden Spiel, offenbar sich selbst genügend. Wer wünschte sich nicht, daß Augenblicke wie diese

nicht vergehen? Dann wieder kommt Bewegung in die Szene, ein Rätsel ist zu lösen, als verlange die Frau einen Beweis für die Alltagstauglichkeit ihres Gefährten: ein Toaster mit zwei Türen, die man öffnen muß, um die Brote zu wenden. Wie lange wird es dauern, um drei Scheiben Toast auf beiden Seiten zu bräunen und mit Butter zu bestreichen?

Kaum zu glauben, daß am Ende sich alle Teile zwanglos zu einem Ganzen fügen. In diesem Moment, in dem die Performance in einer Installation ausklingt, die man begehen oder betrachten kann wie ein Bild, kommt alle Zeit zum Stillstand, und der Zuschauer wird gewahr, daß er gerade jetzt der Entstehung eines Kunstwerks beigewohnt hat, (Die Performance "3 seconds" ist noch einmal heute um 20 Uhr in der "AusstellungsHalle Schulstraße IA" zu sehen.)

CHRISTOPH SCHÜTTE

 

 
 
[zurück zum Portal]