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Pressestimmen

 
 

 

Menschen gehen uns nichts an

Malerei der Städel-Schülerin Sandra Ackermann

Diesen Augen kann man nicht ausweichen. Tiefblau wie ein Bergsee oder rehbraun sehen sie den Betrachter direkt an, ziehen ihn in seinen Bann und sind doch seltsam ausdruckslos. Die Augen seien der Spiegel der Seele, heißt es. Lange schaut man in diese Gesichter, und doch scheint es, unmöglich, hinter den glatten Fassaden einen Charakterzug, einen Hinweis auf die Persönlichkeit zu entdecken.

"Oberflächen", so der treffende Titel für die Porträtserie der 1974 gebotenen Sandra Ackermann, die jetzt in der "Ausstellungshalle Schulstraße la" zu sehen ist, zeigt Köpfe von Männern und Frauen vor schlichtem, dennoch klar strukturiertern Hintergrund. Oben und unten angeschnitten, konzentriert sich die Darstellung auf die entscheidenden Partien Augen, Nase, Mund und Ohren. Doch die Glätte und die durch kein Fältchen getrübte Makellosigkeit signalisiert vor allem eines: Diese Menschen gehen uns nichts an. Es sind Fassaden, Masken, die hinter der Oberfläche nichts verbergen als Leere. Und dennoch ahnt oder vielmehr hofft man, daß da doch mehr sei. Aber der leicht schiefe Mund, der angedeutete Schatten unter dem rechten Auge verweisen weniger auf Tiefe als auf eine nachlässige Maske.

Es verwundert nicht, daß die StädelSchülerin, die bei Peter Angermann studiert, ihre Modelle aus Hunderten von Modezeitschriften ausgewählt hat. Perfekt, ohne eigene Persönlichkeit sind sie einzig dazu da, Produkte zu präsentieren, und die Wünsche, die sie verkörpern oder zu wecken vermögen, sind die des Betrachters. Das extreme Querformal der in Öl auf Leinwand ausgeführten Arbeiten entkleidet die Porträtierten ihrer Funktion, und nun, ganz auf sich zurückgeworfen, bleibt nichts übrig. Sandra Ackermann steigert diesen Eindruck noch durch ihre Malweise, die alle sichtbaren Pinselspuren vermeidet. Nicht nur, daß sie perfekt gestylte Menschen zeigt, verwirrt - durch ihren Farbauftrag scheint sie die Gesichter wie eine Visagistin noch einmal zu schminken. So bleibt trotz der extremen Nahaufnahmen eine unüberbrückbare Distanz. Die Augen der Personen zeigen keine Neugier, kein Interesse, keine Sehnsucht. Der Spiegel der Seele - er ist blind. (Bis28. Oktober.) schü.

 

 

 
 
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