AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/96200188

 

Pressestimmen

 
 

Die Schnelligkeit der City-Hemden

Das Frankfurter Kreuz und andere Werke junger Künstler in der neuen Frankfurter "AusstellungsHalle"
 
 

 

  Mannsbilder der Künste: Werke von Sandra Mann und Ernst Stark. Beide nehmen an der Eröffnungsschau einer neuen Ausstellungshalle in der Sachsenhäuser Schulstraße teil. Die ehemalige Wäscherei bietet Licht und Raum wie kaum ein zweiter Ort der freien Frankfurter Kunstszene.

(FR-Bild. Luigi Ungarisch)

 
 

 

Von Sandra Danicke

Blondie ist schon von weitem im Fenster zu sehen, strahlend durch die rückwärtige Hallenbeleuchtung. Blondie heißt eigentlich Jens, ist Modell, und das sieht man. Homer wiederum, auch von draußen zu sehen, taugt weniger als optisches Vorbild - schließlich stand Homer Simpson Pate, der Schmuddeltyp aus der TV-Cartoonserie. Beide zählen sie zu den Mannsbildern der Künstlerin Sandra Mann; auf transparente Folie gedruckt, zieren Manns Bilder derzeit die Fenster einer neuen Frankfurter Ausstellungshalle.

Der Kunsthistoriker Robert Bock hat die leerstehende Halle in einem Sachsenhäuser Hinterhof aufgetan. Der Raum ist riesig, 250 Quadratmeter groß, mit weitgespannten Fensterbändern. Viel Arbeit habe die Renovierung der ehemaligen Wäscherei gemacht, sagt Bock; verschiebbare Stellwände und anderes mußten gebaut werden. Neun Künstler bestreiten die Eröffnungsschau, ausgewählt von drei Parteien: vom Initiator selbst, der Beetz & Kemfert Kunstberatung und den Betreiberinnen der Galerie Malinowski de Ligt.

Sandra Mann nutzt mit ihren Arbeiten die Möglichkeiten des Raumes. Ihre Bilder von Machos und Softies sind exakt auf die jeweils sechs durch Streben unterteilten Fensterpartien zugeschnitten. Durch weitere Scheiben sieht man benachbarte Ziegelmauern, einen roten Sonnenschirm oder auch Bierbänke - Transparenz, die den Raum zugleich spannend und schwierig macht. Michael Dreher hat sich eine weniger repräsentable Ecke für seine Arbeit ausgesucht. An einer Putzwand prangt in Oberschenkelhöhe Drehers Zahnspangen-Glaskasten; er wirkt hier wie das Schmuckstück eines Schnietterlingssammlers mit monströsen und poppigen Glitzerexemplaren.

Optimal bringt der Ort die raumgreifende Bodeninstallation von Tania Lescano zur Geltung. Ihre mit klassischen (Herren-)Oberherndstoffen bezogenen Kissen bilden das Frankfurter Kreuz nach - für die gebürtige Argentinierin der charakteristischste Ort der Stadt. Derzeit arbeitet sie an einem"Weltkartenprojekt" aus Kissen. Ihre Niagarafälle bestehen übrigens aus farbenfrohen Freizeitheindstoffen, für Frankfurt gibt es nur blaue, weiße und violette Nadelstreifenvariationen, die für Leseano als Geschwindigkeitslinien "die Schnelligkeit der Stadt symbolisieren.

Von gigantischem Ausmaß ist auch Hans Jürgen Diez' "Bildspeicher II, ein aus tausenden quadratischer Minibilder zusammengesetztes Piktogramm-Panorama, das immer nur fraginentarisch wahrgenommen werden kann - wie die Welt. Menschendarstellungen kommen drin vor und auch Landschaften, ein Beuys-Stuhl mit Fettecke, ein Panzer, ein Rettungsring, abstraktes Gekritzel ...

Mit seiner Ausstellungsllalle, die keine kommerziellen Ziele verfolge und von der Hessischen Kulturstiftung gefördert wird, will Robert Bock ein Vakuum füllen. Er will in erster Linie Arbeiten regionaler Künstler zeigen, vornehmlich als Gruppenausstellung, was in dieser räumlichen Großzügigkeit in Frankfurt bislang nur sporadisch geschieht. Darüber hinaus soll es Lesungen geben und andere Events. Die nächste Ausstellung will Bock selbst kuratieren und dem Künstler Max Franz widmen.

 

 
 
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