"A love. / A woman. /
An ocean. / can't be more beautiful. / Die Liebe einer
Frau ist schöner als die Ostsee."
Keine Ahnung, warum uns zu diesen hübsch lakonischen
Versen ausgerechnet James Dean in den Sinn kommt.
Vielleicht, weil Florian Heinkes derzeit in der
Frankfurter Ausstellungshalle Schulstraße 1A
präsentierte Malerei zwar ausgesprochen häufig auf
eigenen Fotografien basiert, mitunter jedoch auch von
Filmbildern inspiriert ist, in die er mit dem Ölstift
eigene, mal zart poetische und von sanfter Melancholie
grundierte, gelegentlich freilich auch ein wenig
pathetisch anmutende Texte setzt.
"Liebe, Schuld und Leidenschaft", so der
Städelschüler, der in der Klasse von Christa Näher
studiert, seien die beherrschenden Themen seines
aktuellen Zyklus, gefallene Engel seine Protagonisten
allesamt, die über die Vergänglichkeit sinnieren,
wiewohl sie sich ganz offensichtlich längst schon damit
abgefunden haben. Und so erinnert ebenjener einsam im
weiten Schwarz des Bildraums posierende und über Frauen,
Liebe und die Ostsee philosophierende Typ an den Helden
aus "Denn sie wissen nicht, was sie tun";
"Die drunk" steht derweil neben einem offenbar
vom Schicksal wie vom Alkohol arg gebeutelten und nicht
mehr ganz so jungen Mann, der dem walisischen Dichter
Dylan Thomas nachempfunden scheint; und jenes der
mitunter etwas plakativ anmutenden Bilder ist womöglich
einer Szene mit der rauchenden Marlene Dietrich
abgeschaut.
Tiefer aber als der narrative Gehalt dieser "Black
Pop"-Malerei beeindruckt die dichte, an einen
überdimensionierten Comicstrip gemahnende Inszenierung;
der Mut auch dieses jungen Künstlers zum gewaltigen
Format, auf dem er mit sicherem Strich seine Szenen und
Figuren ganz aus dem Kontrast von Schwarz und Weiß, aus
dem Zusammenspiel der Farbe mit der rohen Leinwand
entwickelt.
Thomas Buck, dessen Arbeiten parallel dazu in einer
eigenen Ausstellung zu entdecken sind, ist dagegen ein
Maler von gänzlich anderem Temperament. Das zu erkennen,
genügt im Grunde schon ein Blick auf die beiden
schlichten, auf gefundenen Papieren ausgeführten und mit
Wasserfarbe zurückhaltend kolorierten Zeichnungen, die
ungeachtet ihrer Bescheidenheit zu den fraglos
reizvollsten, weil den Betrachter unmittelbar für sich
einnehmenden Arbeiten der Schau überhaupt zählen.
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Eher
intro- als extrovertiert, dem Interesse an Material und
Materialität, Form und schlichtem künstlerischen Tun
mehr verpflichtet als dem Motiv oder gar dem
erzählerischen Gehalt, ist es die Spannung zwischen
Abstraktion und Gegenständlichkeit, Nähe und Distanz,
der Bucks Bilder ihre Konzentration und Intensität
verdanken. Darüber hinaus aber verfügt der 1981 in
Polen geborene Städelabsolvent, der bei Thomas Bayrle und bei Wolfgang
Tillmans studiert hat, über ein intuitives, indes mit
jeder seiner Leinwände neu und überzeugend unter Beweis
gestelltes Gespür für das adäquate und in aller Regel
bescheidene Format.
Türschlösser, Pinsel oder Werkzeug, banale Gegenstände
des Alltags mithin, Landschaften gelegentlich oder auch
leicht aus der Balance - und beinahe aus dem Bildgeviert
- geratene Schäfchenwolken, setzt Buck isoliert in
sorgfältig aufgebaute, durch wiederholtes Abwaschen,
erneuten Farbauftrag und Übermalung zunächst meist
monochrom erscheinende, stets aber mit bewundernswerter
Geduld präparierte Bildräume. Extreme Fokussierung oder
im Gegenteil ein Maximum an Distanz irritieren dabei
immer wieder die Wahrnehmung des Betrachters. Die
Resonanzräume aber, die er damit öffnet, jenes
Dazwischen inmitten der Pole des "Noch nicht"
hier und des "Nicht mehr" dort, schaffen eine
spannungsvolle, meditativ zu nennende Leere, die
allenfalls die Poesie noch zu füllen imstande wäre. Und
zeugen zugleich von einer stillen malerischen Kraft, wie sie sich derart konzentriert bei einem noch so jungen
Künstler eher selten findet.
- Die Schau in der
Frankfurter Ausstellungshalle Schulstraße 1A
ist bis 22. Juli freitags bis sonntags
von 14 bis 18 Uhr,
donnerstags - bei einem Glas Wein -
von 20 bis 24 Uhr geöffnet.
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