Angelika Taschen sitzt am liebsten auf
ihrem Balkon. Elke Sommer genießt derweil den scheinbar
immergrünen und akkurat gepflegten Garten, David
Hockney, der aussieht, als ließe er sich sonst
womöglich eher mal chauffieren, fährt offensichtlich
gern mit dem Auto die Küste entlang spazieren, derweil
Ed Rusha lieber gleich nach Hollywood zum Essen geht. Ins
älteste Haus am Platz, was immer das hier in der
Traumfabrik bedeuten mag.
Und Armin Mueller-Stahl, der wie all die anderen
Protagonisten auf den Bildern von Peter Loewys "Los
Angeles Panorama Project" eine zweite Heimat in der
kalifornischen Stadt der Engel gefunden hat, liebt den
Blick von einer alten Bank hoch über der Bucht auf den
schäumenden Pazifik. Wie banal, mag man da denken und:
wie beruhigend. Dass die Happy few der Glamourmetropole
sich von Lieschen Müller bei genauerer Betrachtung gar
nicht so sehr unterscheiden. Seltsam nur, dass diese
selbst einem dichten abstrahierten Panorama gleich in der
Frankfurter Ausstellungshalle 1a (Schulstraße)
inszenierten Bilder uns auf Dauer weniger zu fesseln
imstande sind als etwa Loewys Atelieraufnahmen von Alex
Katz, Hockney oder Gerhard Richter. Keine Aura, nirgends.
Dabei ist das Konzept ebenso schlicht wie bestechend. Je
einem Porträt der mehr als vierzig Protagonisten hat der
Frankfurter Fotograf in den vergangenen sieben Jahren ein
aus zahlreichen digitalen Einzelaufnahmen
zusammengesetztes Panorama ihres Lieblingsorts zur Seite
gestellt.
Ein zweites, ein indirektes Porträt im Grunde, doch sehr
viel näher kommt man Menschen wie Jakob Arjouni, Vidal
Sassoon oder Roland Emmerich dadurch nur selten.
Einerseits. Doch Loewy gelingt in der Zusammenschau dann
doch das vordergründig gänzlich Unerwartete. Denn erst
im Nebeneinander von Dehnung - in den Panoramen - und
Konzentration auf einen jeden dieser teils offensichtlich
eitlen, teils im Gegenteil völlig unprätentiösen Stars
entwickelt sich ein Bild.
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Weniger freilich von dieser
Millionärsgesellschaft rund um Hollywood als von dieser
seltsam gesichtslosen, indes als "Panoramastadt par
excellence" (Loewy) gleichwohl faszinierenden
Stadtlandschaft.
Dass Loewy unterdessen Pili Madariaga eingeladen hat, den
Projektraum zu bespielen, erscheint freilich auf den
ersten Blick schon etwas irritierend. Zwar stimmt es
schon, dass sich die Frankfurter Malerin seit ihren
Studienzeiten vornehmlich mit dem Porträt beschäftigt.
Und auch, dass die beiden Künstler seit vielen Jahren
befreundet sind, scheint die Entscheidung zu
rechtfertigen. Plausibel aber wird sie trotz der
räumlichen Trennung dadurch nicht. Denn Madariagas
akribische Recherche, ihre Konzentration auf Verdichtung
des Augenblicks, auf Farbe, Pinselführung und Material,
kurz: ihr genuin malerischer Ansatz haben so gar nichts
gemein mit Loewys konzeptuell bestimmtem Vorgehen.
Indes, dass die einstige Schülerin von Peter Angermann
an der Frankfurter Städelschule ihren intensiven, gern
auf rohen oder dunklen Leinwänden entstehenden Porträts
von Freunden, Fremden und Bekannten, von Berühmtheiten
und Nobodys nun erstmals eine breite Auswahl ihrer so
verblüffend leicht und spontan daherkommenden Aquarelle
zur Seite stellt, lässt diese Fragwürdigkeit rasch
wieder vergessen. Schon diese eher heimlich, still und
leise, aber doch unweigerlich den Betrachter in ihren
Bann ziehenden Blätter nämlich lohnen wieder einmal den
Weg nach Sachsenhausen.
(Die Schau in der Frankfurter Ausstellungshalle,
Schulstraße 1a, ist bis 12. April mittwochs und
donnerstags von 18 bis 20 Uhr, freitags bis sonntags von
14 bis 18 Uhr geöffnet. Am Karfreitag bleibt die
Ausstellung geschlossen.)
CHRISTOPH SCHÜTTE |